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Image by Elena Joland

Der Blog

AutorenbildChristianeMaria

Gefühle zulassen – einfacher gesagt als getan!

Wo fange ich an? Gefühle - da war doch was!? Da hat sich doch tatsächlich irgendwas in der letzten Ecke meines Kellers bemerkbar gemacht und möchte gesehen oder gehört werden. Dabei habe ich meinen Keller die letzten Jahre wirklich intensiv ausgemistet und nicht nur eine Leiche herausgeholt. Warum zur Hölle habe ich dabei genau diese eine beschissene Ecke übersehen?!?

Offensichtlich habe ich mich MAL WIEDER zu früh gefreut über meine mentale Stabilität! Kaum habe ich darüber nachgedacht pikst mich mein Unterbewusstsein. Ich werde müde, abgeschlagen, irgendwie traurig, ärgere mich sogar über mich selbst und verstehe überhaupt nicht was schon wieder los ist. (Spoiler: eigentlich wusste oder ahnte ich schon was los ist, aber sich es einzugestehen ist ja immer eine andere Sache)

Nun haben wir das Dilemma. Irgendwie nerven mich Gefühle abartig! Warum? Ich nehme sie überwiegend als Schwäche wahr und sie sind mir meistens unangenehm, also ignoriere ich sie einfach lieber. Das Problem bei der ganzen Sache ist, je länger ich sie ignoriere, umso schlimmer äußern sie sich später. Für diese Erkenntnis habe ich stolze 29 Jahre gebraucht und unendlich viele mentale Höhen und Tiefen. Anstatt auf meine seelischen Bedürfnisse einzugehen, bin ich Profi in allen möglichen Nebenhandlungen geworden. Ich schmeiße mich noch mehr in die Arbeit, ich mache noch mehr Sport, ich hänge noch mehr an meinem Handy und irgendwann ging es so weit, dass ich das Gefühl hatte alte Gewohnheiten wieder aufkommen zu lassen. Ich hätte im wahrsten Sinne des Wortes kotzen können. Was für mich aber fast noch schlimmer ist – ich habe Angst – Angst, dass das Leben einfach an mir vorbeiziehen wird. Ich möchte doch im Vollen leben und nicht erst aufwachen, wenn es zu spät ist, um dann festzustellen, dass ich mein Leben nie richtig gelebt habe. Oder einfacher gesagt: I'm done hating myself for feeling.

Weil ich also offensichtlich ein kleiner Gefühlskrüppel bin, habe ich entschieden mir Hilfe zu holen. Ich habe die letzten Jahre so viel mit mir selbst ausgemacht - diese Leiche wollte ich nicht allein aus dem Keller schleppen.

Ich hatte also meine ersten paar Sitzungen und musste feststellen, dass ich zwar weiß, dass man trinken sollte, wenn man Durst hat oder dass man Essen sollte, wenn man Hunger hat - aber irgendwie wusste/weiß ich nicht was ich tun sollte, wenn Gefühle wie Traurigkeit, Wut, Zweifel und Ekel aufkommen, obwohl diese genauso zu unsere Bedürfnissen gehören, denn sie sind die Sprache unserer Seele. Anhand unserer Gefühle kann man also sehen, ob wir uns gerade im Einklang befinden oder ob wir auf Abwegen sind. Anstatt unseren negativen Gefühlen Berücksichtigung und Akzeptanz zu schenken geben wir uns übermäßigem Essen, Fernsehen, Alkohol oder sonstigen Süchten und Abhängigkeiten hin, die diese Gefühle möglichst unterdrücken oder dem Zweck dienen für kurze Zeit alles vergessen zu können. Tatsache ist aber - die Alternativhandlungen setzen uns zu, können uns schädigen oder führen dazu, dass das Leben einfach an uns vorbeizieht. Je mehr man versucht negative Gefühle zu unterdrücken, desto stärker werden sie. Irgendwann kommt dann der Punkt, an dem alles zusammenbricht und wir den Boden unter den Füßen verlieren. Jedes Gefühl hat seinen Sinn, seine Berechtigung mit dem Ziel uns Orientierung zu geben. Lernen wir also unsere Gefühle zuzulassen und zu interpretieren, haben wir die Chance unsere Bedürfnisse zu befriedigen und das Leben im Vollen genießen zu können. Wir müssen nicht warten bis unser Keller komplett überladen ist und uns dann überwältigt.

Nun was ist jetzt der Plan? Ich habe mir für die kommenden Wochen vorgenommen meinen Gefühlen eine Berechtigung zu geben. Sie voll und ganz zu Leben – egal ob positiv oder negativ. Ich werde mich fragen was dieses Gefühl mir mitteilen möchte und ich werde versuchen auf meine Bedürfnisse einzugehen. Mal schauen was die Zukunft bringen wird, aber schon jetzt kann ich sagen, dass ich mich um einiges leichter fühle und ich offensichtlich einiges an Ballast loswerden konnte. Ballast, der mir bis vor wenigen Wochen überhaupt nicht bewusst war, aber mein Leben fest im Griff hatte.

Ganz ehrlich ihr Lieben – ich würde jedem empfehlen einen Berater/Psychologen oder was auch immer zu suchen, den man ohne Sorge mit seiner persönlichen Gülle zumüllen kann, dabei noch Hinweise auf seine missachteten Ecken bekommt und lernt diese wirklich aufzuräumen und den Haufen nicht noch weiter zu beladen.

Falls ihr ebenfalls kleine Gefühlkrüppel seid, habe ich euch hier eine erste Orientierung zu Bedürfnissen und wie sich diese durch Gefühle äußern.


Bedürfnis

Positives Gefühl

Negatives Gefühl

Sicherheit

sicher, erleichtert

unsicher, besorgt, ängstlich, unwohl, irritiert, panisch, unbehaglich, angespannt, geschockt

Ruhe

munter, wach, fit, ausgeschlafen

müde, erschöpft, kraftlos, genervt

Sinn

voller Tatendrang

frustriert, resigniert

Wertschätzung (Verbunden sein)

anerkannt, angekommen

nicht respektiert, erniedrigt, beleidigt, lächerlich, abgewertet

Mehr wird folgen! 😊


Gefühle zulassen oder doch lieber ein kleiner Kaktus

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